„Wenn Förderkreis Kloster Walkenried, Geschichtsverein und Klostermuseum gut zusammenarbeiten, kommt am Ende auch etwas dabei heraus“. Michael Reinboth vom Walkenrieder Geschichtsverein ist sehr zufrieden darüber, dass es mit vereinten Kräften gelungen ist, den „Walkenrieder Altar“ wieder einmal in der breiten Öffentlichkeit zeigen zu können. Der Verein widmet seine erste Veranstaltung des Jahres 2016 ganz der Schöpfung des Göttinger Malers Hans Raphon, die sich im Original, soweit dieses erhalten ist, heute in der Prager Nationalgalerie befindet.
Gezeigt wird somit natürlich nicht der wirkliche Altar, sondern die verkleinerte Kopie, welche der Förderkreis Kloster Walkenried vor rund 20 Jahren beschafft hat und die über viele Jahre hinweg im Brüdersaal des Klosters ausgestellt war. Aus ihrem heutigen Quartier im „Zaubersaal“ des Klosters wird sie nun mit Unterstützung des Museums vorübergehend in das profane, aber als Ausstellungsort gut geeignete Freizeitzentrum überführt. Am Mittwoch, den 27. Januar ab 15 Uhr wird der Geschichtsverein nicht nur die Altarkopie und in einer Diashow auch Schwarzweiß-Vergrößerungen einzelner Tafelbilder zeigen, sondern auch die Geschichte und die Wanderung des Altars von Göttingen über Walkenried nach Prag sowie das sonstige künstlerische Werk Hans Raphons erläutern. Gäste sind bei dieser Veranstaltung herzlich willkommen.
„Beim Vortrag über die Rekatholisierung des Klosters zeigte sich, dass der Altar auf reges Interesse stößt. Viele haben uns nach seinem Verbleib gefragt. Deswegen haben wir uns mit dem Förderkreis, der nach wie vor Eigentümer der Kopie ist, und dem Klostermuseum abgestimmt. Nach der Veranstaltung müssen wir gemeinsam überlegen, wie wir mit der Kopie verfahren und wo wir sie dauerhaft zeigen können“.
Denn der Raphon-Altar und sein Schöpfer verkörpern, so Reinboth, ein wunderbares Stück südniedersächsischer Kirchengeschichte. Ursprünglich für die Göttinger Paulinerkirche bestimmt, kam er nach der Auflösung des dortigen Dominikanerklosters nach Walkenried, blieb dort rund 100 Jahre an unterschiedlichen Standorten – zuletzt im Kreuzgang – und wurde dann von den fliehenden katholischen Mönchen ins Böhmische mitgenommen. Gleich zwei Mal geriet der Altar somit in die Wirren religiöser Auseinandersetzungen hinein. Raphon selbst (eigentlich wohl Hans Rebhuhn) und seine Familie sind in Göttingen, Northeim, Hannoversch Münden und Einbeck nachweisbar. Der Künstler schuf weitere Altäre u.a. für Göttingen (St. Jürgen), Reinhausen, Einbeck (St. Alexandri), Halberstadt (Dom) und Heiligenstadt (Stiftskirche), von denen sich einige in Museen und Galerien erhalten haben.
Nur einer, nämlich der in Heiligenstadt, steht noch an Ort und Stelle. Raphon wurde anfangs von der Nürnberger Schule um Michael Wohlgemut und später von einer schwäbischen Malerschule beeinflusst und änderte nach dem „Walkenrieder Altar“ seinen Stil, so dass dieser als Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens gilt. Die Mönche um Christoph Kölich wussten wohl auch recht genau, welches wertvolle Stück sie mit in ihr Fluchtfahrzeug einpackten…
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